Danke für dich


oder

Ich tue was ich sage, 

dass ich tue

12.10.2024

Wir hatten mal ein Auto,  bei dem die Tankanzeige aufleuchtete, sobald wir bergauf fuhren. In der Ebene war der Zeiger dann wieder lässig im schwarzen Bereich. Nächster Hügel: Tankanzeige wieder kurz vor Zero. Das hat bei mir voll den Stress ausgelöst. Kommen wir noch zur nächsten Tankstelle oder werden wir jetzt gleich irgendwo liegenbleiben?
 
Ich habe in meinem Umfeld einen Menschen, dessen Liebestank im Moment ziemlich leer zu sein scheint. Bei besagter Person (okay, ich sag's euch: es ist einer meiner Söhne) fühlt es sich gerade ebenso unvorhersehbar an, wie bei diesem Auto damals.
Wenn der Liebestank leer ist, kann das richtig Stress machen. Aber nicht nur bei ihm, der sich ungeliebt fühlt, auch bei mir, die liebt und merkt, dass diese Liebe scheinbar gar nicht am Zielort ankommt.
Doofe Sache. Ich weiß von den verschiedenen Sprachen der Liebe (falls du sie nicht kennst, recherchiere mal, das ist sehr interessant) und ich weiß, ich muss mich einfach mehr bemühen, die Sprache zu sprechen, die mein Sohn versteht.
Aber was ist, wenn ich mich grad gar nicht bemühen will?
Schließlich reiß ich mir einen Haxn aus für meine Kinder. Trotzdem ist einer oft unzufrieden. Für ihn ist es nicht genug. Er will mehr. Er fühlt sich benachteiligt. Alles ist unfair.
Ehrlich gesagt tut mir das weh, ich fühle mich zurückgewiesen.
Aber so wie es jetzt ist, kann es ja nicht bleiben. Er ist das Kind und ich die erwachsene Frau, also wie komme ich da wieder raus?

Tadaa! Zack - bäm, weiß ich auch schon eine Lösung! Haha! Ich liebe es, gscheit daher zu reden.  Jetzt könnte ich ja auch einmal anwenden, was ich den Xaver-Fans so an Weisheit in meinen Geschichten anbiete.
Kennt ihr “Xaver Wuschelkovsky und der helle Finsterwald”?
In der Geschichte geht es darum, dass es im Wald (jahreszeitbedingt) immer dunkler wird und Xaver Licht in diese Dunkelheit bringen will, indem er mit seinen Freunden für alles und jeden, wofür er dankbar ist, ein Licht anzündet.
Dankbarkeit ist wirklich ein Game Changer, da bin ich mir sicher. Ich würde mir natürlich wünschen, dass mein Sohn voller Dankbarkeit mir gegenüber ist, weil ich täglich seine Socken einsammle,  jeden Morgen Zahnpasta von meiner Brille wische, weil er unbedingt während des Zähneputzens etwas erzählen muss, koche, putze, Geschichten lese, mich von Matchboxautos überfahren lasse, jeden Gefühlsausbruch aushalte und wieder ins Lot bringe usw.
Das wäre schön, aber ich vermute, dass das zumindest in seinem jetzigen Alter wohl ein Wunsch von mir bleibt. Für mich war es ja auch selbstverständlich, dass meine Mama IMMER für mich da war (Danke Mama ***).
Aber, was er noch nicht kann (wie war das, Kinder lernen von Modellen?), kann ich schon lange, also los:

  • Ich bin dankbar für sein Lachen. Wenn er richtig begeistert ist, klingt er wie ein Delphin.
  • Ich bin dankbar, für die wunderschöne Geburt, die mich über meine Ängste triumphieren ließ.
  • Ich bin dankbar für kuschelige Zeiten, die er mit mir im Tragetuch “abgehangen” ist.
  • Ich bin dankbar dafür, dass er gesund ist, musikalisch, sportlich, schlau, liebevoll und wie er selbst stolz sagt “tüchtig”, ich würde sagen: mutig.
  • Ich bin dankbar für so viele schöne, lustige, staunenswerte Momente, die ich schon mit ihm erleben durfte.
  • Ich bin dankbar, dass ICH und nicht irgendwer sonst, seine Mama sein darf. 


So. Diesen Text zu schreiben hat meinen Blick wieder gerade gerückt. Wenn ich morgen früh die Zahnpastasprenkel von meiner Brille wische, werde ich nicht genervt sein (zumindest dieses eine Mal nicht.) Und bei der nächsten "Das ist so unfair!"- Situation, versuche ich einfach mal, die Dankbarkeit irgendwie ins Spiel zu bringen. Vielleicht gelingt es mir ja. Ich hab es leider nicht immer am Schirm, aber dankbar zu sein hilft sehr!

Und wenn du’s genau wissen willst, mach dir einen Kakao und hör dir die Geschichte von Xaver Wuschelkovsky an ;-) 

Bis bald,
Lena